Familienwerkstatt 2.0: Gemeinsam gegen soziale Ausgrenzung

Die Armutsquote in Mecklenburg-Vorpommern lag 2024 bei 17,2 %. Das bedeutet, dass etwa jeder sechste Mensch in unserem Bundesland von Armut betroffen ist. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein leichter Anstieg – und spiegelt die bundesweite Entwicklung wider: Auch deutschlandweit stieg die Quote auf 15,5 %. Gründe dafür sind vor allem die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Trotz höherer Löhne und stabiler Beschäftigung konnten viele Menschen mit geringen Einkommen mit der Inflation nicht Schritt halten. Besonders betroffen sind weiterhin Alleinerziehende, Alleinlebende und junge Erwachsene – sie spüren die Preissteigerungen bei Miete, Energie und Lebensmitteln besonders stark.

Susanne Berg, Friederike Gongoll, Matthias Körber, Doreen Reichow, Luba Goldmann; Foto: © RegioVision

Was bedeutet Armut wirklich?

Armut ist weit mehr als nur ein nüchterner Zahlenwert. Sie bedeutet, dass Menschen mit weniger als 60 % des mittleren Einkommens auskommen müssen. Im Jahr 2024 waren das 1.381 Euro für eine Einzelperson – eine Summe, bei der bereits alltägliche Ausgaben zur Herausforderung werden können. Für eine Familie mit zwei Kindern lag die Schwelle bei 2.900 € – kaum ausreichend, um eine Zukunft voller Chancen zu ermöglichen.
Armut heißt, verzichten zu müssen: auf gesunde Ernährung, auf Bildungschancen, auf kulturelle Teilhabe. Sie bedeutet, am Rand der Gesellschaft zu stehen und mit der ständigen Angst vor dem nächsten finanziellen Notfall zu leben. Diese Zahlen sind ein Mahnmal dafür, dass Armut kein abstraktes Problem ist – sie betrifft Menschen, ihre Träume und ihr Recht auf ein würdiges Leben.

Die Förderreihe Akti(F) plus

Genau hier setzt die Förderreihe Akti(F) Plus – Aktiv für Familien und ihre Kinder an. Sie richtet sich an Familien, die von sozialer Ausgrenzung und Armut bedroht sind, darunter Haushalte mit Alleinerziehenden, arbeitssuchende Eltern oder mehreren Kindern. Das Programm verfolgt das Ziel, die Lebensbedingungen dieser Familien zu verbessern, soziale Teilhabe zu ermöglichen und langfristige Perspektiven zu schaffen. Es unterstützt Eltern und Kinder dabei, bestehende Hilfsangebote wahrzunehmen, und hilft, individuelle Probleme wie Schulden, gesundheitliche Einschränkungen oder fehlende Kinderbetreuung zu lösen.
Die Förderreihe wurde ins Leben gerufen, um Lücken in der bisherigen Unterstützung zu schließen. Trotz eines breiten Angebots an Sozialleistungen zeigt sich, dass viele Familien nicht ausreichend von den bestehenden Hilfen profitieren. Eine bessere Vernetzung der Angebote und eine intensivere Begleitung sollen dafür sorgen, dass keine Familie zurückgelassen wird. So trägt Akti(F) Plus dazu bei, generationenübergreifende Armut zu bekämpfen und insbesondere Kindern bessere Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Das Projekt Familienwerkstatt 2.0

Die Familienwerkstatt 2.0 in Schwerin verdeutlicht, wie durch innovative Projekte im Rahmen von Akti(F) Plus Familien gezielt unterstützt werden können. Das Projekt konzentriert sich auf den Stadtteil „Großer Dreesch“ und richtet sich vor allem an arbeitssuchende Familien mit Kindern sowie Alleinerziehende. Im Fokus stehen die individuelle Beratung und Begleitung der Familien. Die Begleitung ist dabei so vielfältig wie die Teilnehmer*innen des Projekts und umfasst eine breite Palette von Unterstützungsleistungen. Diese reichen von der Beantragung verschiedener Leistungen über unterschiedliche Kursangebote bis hin zur Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung.

Das Projekt wird von starken Partnern getragen: Die RegioVision GmbH Schwerin, die AWO – Soziale Dienste gGmbH Westmecklenburg und die Tafel Schwerin e.V. arbeiten Hand in Hand, um den Bedürfnissen der Zielgruppen gerecht zu werden. Gemeinsam bündeln sie ihre Kompetenzen, um Familien in schwierigen Lebenslagen zu stärken.

Zusammen ergeben die Bemühungen um die Reduktion der Armutsquote und die Einführung zielgerichteter Förderprogramme wie Akti(F) Plus einen Hoffnungsschimmer für viele Familien, die oft am Rande der Gesellschaft stehen. Sie zeigen, dass ein Wandel möglich ist, wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen werden – eine Aufgabe, die Mut, Solidarität und Engagement erfordert.

Matthias Körber

Kontakt:
Matthias Körber, Projektkoordinator
Familienwerkstatt 2.0, RegioVision GmbH
www.familienwerkstatt-schwerin.de